Penisprothese/Penisimplantat
Penisverkrümmung, Penisdeviation, Peyronie-Erkrankung, IPP (Induratio penis plastica) - Was genau ist eine Penisvekrümmung und woher kommt sie?
Bei der Penisverkrümmung (Penisdeviation) werden die angeborene (kongenitale) und die erworbenen Variante (Induratio penis plastica oder Peyronie-Erkrankung) unterschieden. Eine leichte Krümmung des Penis hat keinen Krankheitswert und ist als natürlich anzusehen. In der Regel fühlen Patienten sich ab einer Verkrümmung >30° beeinträchtigt.
Während die angeborene Variante häufig im Rahmen der Pubertät wahrgenommen wird, tritt die erworbene Variante häufig erst ab dem 40. Lebensjahr auf.
Eine Penisdeviation kann bei den Betroffenen zu Schmerzen, einer Erektionsstörung, Minderung der Selbstwertes sowie Problemen beim Geschlechtsverkehr führen und zu einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität beitragen.
Kongenitale Penisdeviation:
Die angeborene Penisdeviation beruht auf einem ungleichen Längenwachstum der Bindegewebsschicht des Penis und führt zu einer Krümmung des Penis nach unten, seltener zu Seite.
Erworbene Penisdeviation: Induratio penis plastica (IPP) (Synonym: Peyronie-Erkrankung):
Die erworbene Penisdeviation tritt schätzungsweise bei 3% der 50-60-Jährigen auf. Hierbei weicht der Penis in der Regel nach oben, seltener auch zur Seite oder nach unten von der Penisachse ab. Die Ursache ist nicht abschließend geklärt, wahrscheinlich spielen verschiedene Faktoren eine Ursache, hierzu gehören Mikrotraumen, genetische Aspekte, Infektionen und ein Überschuss an Gewebe-Wachstumsfaktoren. Hierdurch kommt es zu Umbauprozessen im Bereich der Bindegewebsschicht der Penisschwellkörper und es bildet sich zunächst ein entzündlicher Plaque, welcher im Verlauf der Erkrankung verkalkt.
Möglich Symptome sind
- Schmerzen
- Eine tastbare Verhärtung („Plaque“) auf der Oberseite des Penis (zwischen Erbsengröße bis hin zum Befall des gesamten Schwellkörpers)
- Krümmung/Abweichung des Penis von der Penisachse („Deviation“), Verkürzung des Penis
- Verkürzung oder Einschnürungen des Penis
- Erektionsprobleme
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
Wie wird eine Penisdeviation diagnostiziert?
Die Diagnose einer Penisdeviation erfolgt mittels körperlicher Untersuchung und Ultraschalluntersuchung des Penis. Zur genaueren Beurteilung der Deviation ist es hilfreich, wenn der Patient Fotos des Penis im maximal erigierten Zustand aus verschiedenen Winkeln anfertigt: von oben, von der Seite und von vorne (sogenannte Kelami-Technik).
Manchmal ist es zur weiteren Diagnostik notwendig eine Erektion künstlich hervorzurufen, dies erfolgt mittels Injektion von gefäßerweiternden Medikamenten in den Penis (SKAT-Test).
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei einer erworbenen Penisdeviation (IPP)?
Die Penisdeviation verläuft in 2 Phasen, welche sich in der Behandlung der IPP grundlegend unterscheiden.
In der ersten, meist schmerzhaften, Phase sind entzündliche Veränderungen im Bereich des Bindegewebes nachweisbar. Diese Phase wird als instabile Phase bezeichnet. Die Penisdeviation kann sich noch zurückbilden und es sollte eine konservative Therapie erfolgen.
Zu den Therapiemöglichkeiten in der instabilen Phase zählen: medikamentöse Therapie zum Einnehmen oder die Gabe von Medikamenten in das betroffene Bindegewebe. Zu den neuen Behandlungsmethoden der Penisdeviaton zählen insbesondere physikalische Anwendungen: Medikamentenapplikation in Kombination mit Gleichstrom („EMDA“), Penisstreckung, Stoßwellentherapie („ESWT“) oder Bestrahlung (Radiatio). Allen genannten Therapiemöglichkeiten ist gemeinsam, dass sie nur einen eingeschränkt Therapieerfolg versprechen und eine Therapieempfehlung daher individuell mit ihrem Urologen besprochen werden sollte.
In der zweiten (stabilen) Phase kommt es zur Verkalkung („Kalzifizierung“) von Teilen des Bindegewebes. Wenn die Erkrankung mindesten 12 Monate besteht und über 6 Monate nicht schmerzhaft und voranschreitend ist, kann eine operative Therapie erfolgen. Wann eine Operation erfolgt, sollte im Einzelfall individuell aufgrund der persönlichen Beeinträchtigung des Patienten entschieden werden.
Wie wird eine Penisdeviation erworbene (IPP) operiert?
Zur operativen Therapie der Penisdeviation bestehen je nach Schweregrad unterschiedliche Optionen.
Zum Einen kann eine Kürzung der gegenüberliegenden Penis-Seite mit oder ohne Entfernung des Plaques durchgeführt werden (Operation nach Nesbit, Operation nach Essed-Schröeder); zum Anderen besteht die Möglichkeit des Einschneidens und Entfernen des Plaques auf der betroffenen Seite. Der hierbei entstehenden Weichteildefekt muss mittels Eigengewebe oder Fremdmaterials verschlossen werden.
In manchen Fällen ist es sinnvoll im Rahmen der Operation einer Penisbegradigung mit einer Beschneidung („Zirkumzision“) zu kombinieren. Hierzu wird Ihr Arzt Sie ausführlich beraten.
Besteht zusätzlich zur Penisdeviation gleichzeitig eine nicht behandelbare Erektionsstörung kann die Implantation einer Penisprothese sinnvoll sein.
Welche Komplikationen hat die Operation einer Penisverkrümmung?
Der Patient sollte sich im Klaren darüber sein, dass es durch eine Operation nicht möglich ist, den „Normalzustand“ vor Erkrankungsbeginn wiederherzustellen. Daher ist es wichtig Ihre Erwartungen an einer Operation ausführlich mit Ihrem Urologen zu besprechen.
Neben den allgemeinen Operationsrisiken wie Blutungen und Infektionen kommt es je nach Operationsverfahren zu einer Verkürzung des Genitals. Außerdem kann es auch nach erfolgreicher Operation erneut zum Auftreten von Plaques („Rezidiv“) kommen.
Sexual and Reproductive Health
Facharztwissen Urologie Differenzierte Diagnostik und Therapie
Hans-Ulrich Schmelz,
Christoph Sparwasser,
Wolfgang Weidner
2014 | 3. Auflage Springer (Verlag) 978-3-642-44941-3 (ISBN)